Am 5.10.2023 fand die diesjährige Generalversammlung der Arbeitsgemeinschaft Rind (ARGE Rind) eGen im Zillertal statt.
Über die ARGE Rind eGen
Als Dachorganisation koordiniert die ARGE Rind eGen die Tätigkeiten von 7 Rindererzeugergemeinschaften. Sie ist gleichzeitig die Interessensvertretung für alle Rindfleischproduzenten in Österreich und verhandelt maßgeblich Vermarktungs- und Preiskonditionen mit den Abnehmern. Eine wesentliche Aufgabe der ARGE Rind eGen ist die Mitarbeit bei der Entwicklung regionaler Qualitätsfleischprogramme, welche im Handel positioniert werden und damit den Verbrauchern zur Verfügung stehen. Das sichert nicht nur den Absatz von Rindern, sondern sorgt auch für die Ausbezahlung von Zuschlägen bei Teilnahme an den Qualitätsprogrammen, und damit verbunden einen Mehrerlös für die Betriebe, welche über die ARGE Rind eGen vermarkten. Das Ziel der ARGE Rind eGen ist es die Wertschöpfung auf den rinderhaltenden Betrieben zu erhöhen. Dies gelingt u.a. mit Programmen wie dem M-Rind Programm für Schlachtkühe, welches von der ARGE Rind gestartet wurde und von dem alle Rinderbauern in Österreich profitieren.
Generalversammlung in Fügen
Bei der diesjährigen Generalversammlung der ARGE Rind eGen im FeuerWerk/SichtBar der Firma Binderholz in Fügen stand ein Resümee des Geschäftsjahres 2022 sowie die Diskussion aktueller Entwicklungen im Mittelpunkt. Der Gesamtumsatz betrug im Jahr 2022 321 Millionen Euro, dies sind um 18,4 % mehr als im Jahr 2021. Getragen wurde diese Steigerung sowohl von einem mengenmäßigen Zuwachs bei den vermarkteten Schlacht- und Lebendrindern, aber auch von den gestiegenen Preisen in Zusammenhang mit der allgemeinen Teuerung. Besonders hervorgehoben wurde der Anteil der Qualitätsfleischprogramme an der vermarkteten Menge, welcher beinahe 80 % beträgt. Seit gut 20 Jahren forciert die ARGE Rind eGen Qualitätsprogramme, die zusammen mit Schlachtbetrieben und Absatzpartnern umgesetzt werden und von den Konsumenten geschätzt werden. Dazu zählen beispielsweise AMA-Gütesiegel Jungstiere, Bio-Rinder und Kälber, M-Rinder (M-Kuh) sowie regionale Qualitätsprogramme wie der Tiroler Jahrling, der Tiroler Grauvieh Almochs oder das Tiroler Almrind.
Aktuelle Herausforderungen
Obmann Josef Fradler bedankte sich bei den zahlreich erschienenen Vertretern von Marktpartnern wie Schlachthöfen, Lebensmittelhandel, der bäuerlichen Interessensvertretung, Behörden sowie den Funktionären der Erzeugergemeinschaften für die Zusammenarbeit im Sinne der heimischen Rinderbauern. Er unterstrich die Relevanz des Mottos „Gemeinsam stark am Markt“ in Zeiten aktueller Herausforderungen wie Teuerung und den Diskussionen um den Klimawandel und die Rolle der landwirtschaftlichen Tierhaltung darin. Märkte und Konsumverhalten verändern sich, dies gilt es zu berücksichtigen, um in Zukunft mitgestalten zu können. Besonders das MERCOSUR Abkommen wird von der ARGE Rind eGen kritisch gesehen, da damit Importe von Rindfleisch aus Drittstaaten mit fragwürdigen Produktionsstandards und geringerem Preisniveau massiv auf den europäischen Markt drängen und so den heimischen Produzenten starke Konkurrenz machen würden. Dies kann auch nicht im Sinne der Konsumentinnen und Konsumenten sein, welche sehr sensibel bei den Themen Tierwohl und Klimaschutz sind. Dass hier die EU und insbesondere Österreich höchste Standards haben, wurde einmal mehr unterstrichen. LK-Präsident Josef Hechenberger und Rinderzucht Tirol eGen Vorstandsvorsitzender Kapar Nehammer hoben hervor, dass die heimischen Bauernfamilien jedenfalls stolz auf ihre Arbeit sein können und in Diskussionen um Klimawandel und Fleischkonsum offensiver auftreten sollen.
Rinderhaltung emissionstechnisch überbewertet
Fachlichen Input in Hinblick auf die Emissions-Diskussion kam von Franz Waxenecker von DSM.Austria (Biomin). In seinem Referat „Tierhaltung in Österreich – geht’s noch nachhaltiger“ zeigt er wichtige Aspekte von Nachhaltigkeitsberechnungen auf. In der Vergangenheit wurde dem Methan, welches von Rindern bei Verdauungsvorgängen natürlich erzeugt wird, wohl eine zu große Klimaschädlichkeit unterstellt, wie Neuberechnungen zeigen. Der Anteil der Emissionen, der in verschiedenen Publikationen mit nahezu 20 % beziffert wird, dürfte eher bei der Hälfte liegen. Damit wurde die Rolle der landwirtschaftlichen Tierhaltung bei den Emissionen überbewertet. Außerdem zeigt sich in der Landwirtschaft schon seit vielen Jahren eine Reduktion der Emissionen, anders als in anderen Sektoren, wie bspw. dem Verkehr. Dennoch hat die Fütterung bzw. Einsatz von Futtermitteln, speziell von gentechnisch veränderten Eiweißfuttermitteln aus Südamerika, in der Rindfleischerzeugung, großen Einfluss auf die errechneten Emissionen in der Produktion. Hier zeigte er Potential zur Verbesserung auf und unterstrich einmal mehr die Wichtigkeit der tierischen Lebensmittelerzeugung zur Lebensmittelsicherheit. Allein mit pflanzlicher Produktion wird die Ernährung der globalen Bevölkerung in einer vielseitigen und krisensicheren Weise nicht umsetzbar sein. Fazit war, dass die österreichische Rinderhaltung in Hinblick auf die Nachhaltigkeit im internationalen Vergleich sehr gut abschneidet. Die Veranstaltung wurde mit Spezialitäten vom Tiroler Vollmilchkalb und bestem Rindfleisch vom Tiroler Almrind abgerundet.